About Me

Hi,
my name is Felix and I am 19 years old. After finishing High School in Berlin, Germany, I decided to go a year abroad and do voluntary service. The destination is South Africa.
In this blog, you will have the chance to follow me on my journey in this breath-taking country, see pictures of my travels, and read short stories about my work. Enjoy!

Sonntag, 20. Januar 2013

Hamburg




Hamburgs Ortsschild ist vollgeklebt mit HSV und St. Pauli Stickern. Na und? Das wäre in der Tat keine großartige Meldung wenn wir hier nicht über das 500-Seelenkaff Hamburg an Südafrikas Sunshine Coast sprechen würden. Selbst in dieses abgelegene Dörfchen treibt es also die Hardcorefans der Hansestadt. Sonst hat das südafrikanische Hamburg allerdings nicht viel gemeinsam mit seinem größeren deutschen Bruder. Hamburg besteht aus einigen Strandhäusern, einem Backpackers, einem kleinen Township und hat einen unbeschreiblich schönen Strand. Sonst ist nicht viel los.
Alleiniger Grund unseres Aufenthalts ist, dass in Hamburg die Keiskamma Music Academy spielt. Es handelt sich um musikalisch begabte Kinder aus dem örtlichen Township, die mehrmals in der Woche zusammenkommen um in Kirchen aufzutreten oder kleine Konzerte zu veranstalten. Unser Glücksfall: Keiskamma hat für die nächsten Tage ein Camp bei unserem Hobbiton-Projekt gebucht, ist also unser gratis Ticket mit dem Hobbiton-Bus von der Küste zurück nach Hause.
Morgen um zehn sollte es losgehen, wir hatten also noch einen ganzen Abend vor uns. Da der einzige Pub schon um acht Uhr seine Gäste nach Hause schickte, blieb uns also nichts anderes übrig als uns gelangweilt und enttäuscht in den Schlaf zu weinen. Gäbe es da nicht noch die Shabeens. Das Wort Shabeen steht für eine meist illegale Bar oder Kneipe im Township –nicht gerade die beste Adresse zum Ausgehen. Da wir aber mit zwei Einheimischen aus dem Ort unterwegs waren, schien die Idee nicht abwegig und wir machten uns auf den Weg. Gut 30 Minuten liefen wir über dunkle Felder bis wir hinter einem Hügel mit lautem Bass „Drop It Like It’s Hot“ dröhnen hörten. Bei der Shabeen angekommen guckten die Leute nicht schlecht als sie fünf Weiße in ihrem Club stehen sahen. Zuerst fühlte ich mich etwas unwohl. Zum einen weil ich wie ein Außerirdischer angestarrt wurde und zum anderen, weil ich nicht besonders gut bin im Droppen wenn es hot ist. Die Typen die vor mir tanzten lagen fast akrobatisch auf dem Boden, standen aber gleichzeitig auf beiden Beinen. Es ist schwer zu erklären, doch rein vom Körperbau betrachtet wären diese Tanzeinlagen gar nicht möglich gewesen.
In dieser Shabeen fand sich ein wirklich herrlicher Mix von Publikum zusammen. Es gab ganz harte Jungs in der einen Ecke die um Geld würfelten und ihre Muskeln anspannten. Auf der anderen Seite schminkten sich aufgetakelte Frauen und sahen aus, als ob sie in den teuersten Club der Stadt einreiten wollten. Eine von ihnen zwinkerte mir zu und leckte ihre Lippen, ich lehnte dankend ab. In der Mitte der Tanzfläche stand ein älterer Mann, der andauernd auf seine Zeitung schlug. Auch wenn ich Mitleid mit ihm hatte, im Ganzen war es doch ein amüsantes Bild.



Die Stimmung schlug plötzlich um als ein Streit zwischen den harten Jungs ausbrach. Die aufgetakelten Frauen rannten schreiend aus der Tür und auch wir machten uns auf den Weg nach draußen als einer der beiden Kämpfenden ein Messer zog. Nach einigen Minuten beruhigten sich alle wieder und das Problem schien gelöst. Wir spielten weiter Billiard und wollten uns auch dann zurück zum Backpackers begeben, als der Typ von vorhin, am Arm und Kopf blutend in den Raum stürzte und bewaffnet mit Axt und Schlagstock auf seinen Gegner zurannte um seine Ehre zu verteidigen. Da wir eh gehen wollten nutzten wir die Gelegenheit  und verabschiedeten uns von dieser, ja doch wirklich interessanten Erfahrung.
Am nächsten Tag hüpften wir mit der Music Academy auf den Bus und starteten unsere Tour zurück nach Hogsback. Die Fahrt verlief ohne Probleme, nur einmal hielten wir den Atem an. Da der Steuerknüppel des alten Busses auf einem Berg abbrach, rollten wir ein paar Meter ungebremst mit 40 Kindern den Hügel wieder herunter. Aber wie so oft war das Motto „We’ll make a plan“ und so kamen wir zwar zwei Stunden später als vereinbart, aber sicher und lebendig zurück in Hobbiton an. 

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