Einsame Strände, blaue Lagunen und
atemberaubende Klippen an der Küste – die Wildcoast entlang des Indischen
Ozeans ist wohl Südafrikas faszinierendste Küste. Der etwa 500 Kilometer lange
Küstenstrich ist Teil der ehemaligen Transkei, Südafrikas erstes Homeland, ein
Produkt der Apartheid-Politik. Auch fast 20 Jahre nach den ersten demokratischen
Wahlen sind die Auswirkungen noch deutlich sichtbar. Die Gegend zählt zu den
ärmsten von ganz Südafrika. Trotz all dieser Umstände sind ihre Bewohner, die
Xhosa, wohl die freundlichsten Menschen die ich bis jetzt getroffen habe.
Nur
einige Kilometer südlich von Durban verändert sich die Landschaft dramatisch.
Anstatt Hochhäusern, modernen Einkaufscentern und großen Straßen sieht man hier
in die endlose Ferne, manchmal von den traditionellen Rundhütten der Xhosa
dekoriert. Alle Hütten sind übrigens gleich aufgebaut – die Türen weisen stets
nach Osten, weil dort die guten Geister leben.
Erster Stopp unserer Tour war der kleine Ort
Umzumbe. Wir hatten uns schon auf das groß angekündigte Dinner gefreut als wir
erfuhren, dass heute nicht gekocht werde – die Küchenchefin sei noch viel zu
fertig vom Silvesterabend. Schade. Das Backpackers „Mantis and Moon“ dort ist
ein wirkliches Paradies. Kleine Hütten im Dschungel, dazwischen ein Jacuzzi,
Pool und der Ausblick auf den Ozean, lassen einen alle Sorgen vergessen.
Am nächsten Tag ging es weiter mit unserem
Mietwagen. Jeden Morgen übrigens die gleiche Mission – 6 Rucksäcke und
unzählige Taschen in den Kleinwagen zu stopfen ist nicht einfach, dennoch
machbar. Vollbepackt machten wir uns auf
den Weg nach Port St. Johns. Die kleine Hafenstadt liegt spektakulär in einer
großen Schlucht, umgeben von 300 Meter hohen Klippen. Der Ort erinnert ein
bisschen an „Tortuga“, das Schmuggelversteck und Ort des Trinkens und
Glücksspielen bei „Pirates oft he Caribbean“. Und in der Tat war Port St. Johns
früher wirklich nahe dran an dem Ort aus dem Film. Heute finden sich dort
etliche (Lebens-)Künstler, Aussteigern und Alternative zusammen, die wohl keine
Lust mehr auf dreckige Großstädte wie Johannesburg oder Durban haben. Da man in
Port St. Johns wegen akuter Haigefahr nicht schwimmen sollte (2012 allein
sieben Menschen durch Haiattacken getötet), blieben wir nicht besonders lange
am Strand. Im Amapondo-Backpackers kann man dann gemütlich in der Hängematte
baumelnd den Abend genießen. Falls es einen mal in diese Ecke verschlägt,
unbedingt den Schokobrownie probieren. Mhmm.
Nach vier Stunden Fahrt kamen wir in Coffee
Bay an. Dieser Teil der Strecke war wirklich anstrengend. Aufpassen muss man
auf unzählige Kühe, Schafe, Hunde und manchmal auch Menschen die genau dann die
Straße überqueren möchten, wenn ein Auto heranrast. Heranrasen bedeutet in
dieser Gegend nicht mehr als 80km/h, da man sonst schnell wegen den ganzen
Schlaglöchern von der Straße katapultiert wird. Dennoch anstrengend.
Schon in Port St. Johns dachte ich mir, „das
muss das Paradies für alle möglichen Chiller, Hänger, etc. sein. Aber Coffee
Bay, verdammt, da hängt wirklich jede einzelne Person rum. Es ist schwer zu
erklären, aber der Ort war so etwas wie ein Nirvana oder Schlaraffenland. Coffee Bay besteht aus einigen Reggea-Bars,
einer Pizzeria auf den Klippen, einem Backpackers und dem Jah-Drums Restaurant.
Coffee Bays Bewohner sind zu 95 Prozent bekifft, die anderen 5 machen
wahrscheinlich gerade Pause. Der Ort ist Surf- und Wanderparadies, eine Oase
des Glücks weil alle Menschen auf die Frage „How are you?“ mit einem
Riesengrinsen „I’m doing great and I’m happy“ antworten. Das ist doch mal was
Schönes. Auf Entdeckungstour waren wir mit John der uns zu einem traditionellen
Xhosa-Dinner in das Dorf brachte. Dort wurde uns zunächst Umqombothi, traditionelles Xhosa-Beier verabreicht, ein Maisgebräu, das wahrscheinlich nicht jedem
schmeckt. Danach wurden wir förmlich mit Pap und Kohl gestopft. Satt – auf jeden Fall. Großes
Geschmackserlebnis? Eher weniger. Anschließend durften wir an einem der
unzähligen Tänze mitmachen, bei dem wir uns sicher wieder lächerlich gemacht
haben. Die Männer müssen bei jeder Umdrehung eine Art Grunzen von sich geben –
ich bin nicht gut im Grunzen.
Leider ist auch irgendwann der schönste Urlaub
vorbei, unseren Chevy Spark gaben wir verdreckt und nur mit einer Delle bei der
Autovermietung ab. An die anderen Freiwilligen in Joburg und Umgebung, wenn ihr
noch nach einer Tour sucht, die Wildcoast ist die Antwort. Mich wird es auf
jeden Fall ein zweites Mal in diese Gegend bringen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen