31. Dezember. Durban, Südafrikas drittgrößte Stadt, ist hoffnungslos
überfüllt. Besonders in den Weihnachtsferien strömen tausende Menschen in die
Metropole. Bei 33 Grad Celsius, gefühlter Luftfeuchtigkeit von 100%, hupenden
Taxis und wild umher fuchtelnden Straßenhändlern stehe ich vor einem
Schaufenster. Grund dafür, dass ich anstatt am Strand zu liegen mitten im
Stadtzentrum zwischen Hochhäusern stehe ist unsere verzweifelte Suche nach
Feuerwerk. Ein Silvester ohne Raketen und Böller wäre für einen Pyromanen wie
mich nämlich unvorstellbar. Da wir bei jedem Laden abgewimmelt wurden ahnten
wir langsam aber sicher, dass Feuerwerkskörper in Südafrika nicht wirklich
legal sind - akzeptieren konnte ich das allerdings nicht. Glücklicherweise
sprach uns eine junge Frau an, fragte ob wir uns verlaufen hätten, wir würden
so verwirrt aussehen. Nachdem wir das Dilemma erklärt hatten nahm sie uns mit
in einen versteckten Laden, das Geschäft befand sich in einem Keller und lief
förmlich über von Menschenmassen. Die Schlange zur Kasse ging quer durch den
gesamten Laden um alle Regale herum, doch die Stunde anstehen ging schnell
vorbei. Mit einem großen Grinsen machte ich mich zurück zum Backpackers,
bewaffnet mit buntem Feuerwerk.
Im Tekwenini Backpackers angekommen empfing
mich ein Mann der nichts anderes anhatte als einen kurzen schwarzen Rock und
einen glitzernden Hut. Ich war also richtig, Tekweni ist bekannt für seine
außergewöhnlichen Bewohner und Partys. Motto dieses Abends sollte eigentlich
„Rocky Horror Picture Show“ sein, aber die meisten Gäste waren wahrscheinlich schon
so betrunken, dass ihnen ein Glitzerhut vollkommen ausreichend erschien.
Nach einigen Runden „Kings“ mit Amerikanern
und Australiern war es dann auch irgendwann zwölf Uhr, der Typ mit Glitzerhut
sprang nackt in den Pool und der Rest von uns strömte auf die Straße um unser
schwierig ergattertes Feuerwerk auszuprobieren. Gleich nach der ersten Rakete
rannte ein Polizist auf uns zu, sprach von Gefährdung der öffentlichen
Sicherheit und drohte, das gesamte Zeug zu beschlagnahmen. Dank einem geschickten
Ablenkungsmanöver einer Frau, die angab ihren linken High Heel verloren zu
haben, konnten wir in eine Seitenstraße abhauen und in Ruhe die Luft mit bunten
Lichtern beschmücken. Silvester mal nicht bei Berliner Tiefschnee und langem
Warten auf die S-Bahn um vier Uhr Nachts, sondern unter Palmen, ist wirklich
ein schönes Erlebnis.
Morgens ging es schnell zu „Steers“, einem
Fastfood-Restaurant mit überleckeren Burgern. Mit gepackten Rucksäcken, Taschen
und einem gemieteten Chevy Spark geht es nun die Wild Coast, Südafrikas
Ostküste, entlang. Bei einem letzten Blick zur Bar des Backpackers sah ich
nochmal Mister Glitter, der im Halbschlaf an einem Bier nuckelte. Noch immer am
trinken oder gar schon wieder? Was auch immer zutreffen mag, was für ein
gelungener Abend.
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